Poesie zu Gast

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Artem Zolotarov: Allein um zwei zu sein
(aus dem gleichnamigen Gedichtband „Allein um zwei zu sein“,
mehr zu Artem unter artemzolotarov.com)

Wir trafen uns in einer Stadt,
die groß und hässlich ist,
die wunderschönste Dinge schafft,
doch gleich wieder zerbricht.
Wir sahn uns an und blieben uns
die Zeit, die unsre war.
Der Abschied lag noch weit entfernt
und doch war uns fast klar,
dass bald der Traum zu Ende geht,
dass bald die Nacht vergeht.
Die Nacht, die uns zu fühlen zwang,
dass mehr um uns besteht
als Lärm des Blechs über Asphalt,
als Lust und Einsamkeit,
die für Millionen alles scheint,
was ihnen nächtens bleibt.
Wir gingen zeitverloren hin,
zusammen ohne Ziel.
Wir hatten Münder, Augen, Herzen.
Sonst brauchten wir nicht viel.
Wir hatten Worte ohne Trug,
wir hatten Bier und Reim.
Wir waren zwei für uns allein.
Allein um zwei zu sein.
Du warst mir Freund, Gefährtin, Glück.
Geliebte ohne Zwang.
Dein Blick schwang weit von Stern zu
Stern und deine Stimme klang
nach Erde, Rauch und Bitterkeit.
Nach Zimt und Zedernholz.
Ich sehe deine Augen noch –
voll Leidenschaft und Stolz,
der brach, doch blieb, in Splitterrauch
das Herz dir schmerzlich schloss
und durch Arterien treibholzgleich zu
dichtem Schweigen floss.
Auf deiner Brust lag brockenschwer
Verlust, verstummte Furcht und Zorn,
der unbeständig wallt und
sich durch Glieder furcht.
Wir sprachen Dunkles nächtelang. –
Wir fielen bodenlos.
Wir hielten nichts. Wir waren frei.
Versprochen wortelos.
Ich liebe dich, dass du dich liebst.
Liebe mich ebenso.
Solang die Nacht uns tragen kann,
bleib ich dein schweres Lot,
das die Gedanken sanft entwirrt,
die Fäden erdwärts spannt.
und die Dämonen deiner Wut
aus deiner Brust verbannt.
Trag mich am Herz als Medaillon,
als Splitter und als Trost.
Wir suchten nicht, doch wurden uns
vom Schicksal zugelost.
Wir trafen uns in einer Stadt,
die groß und hässlich ist,
die wunderschönste Dinge schafft,
doch gleich wieder zerbricht.
Was bleibt davon? Ein Wort, ein Schmerz,
Gefühl für immer mein.
Wir waren zwei für uns allein.
Allein, um zwei zu sein.

 

 

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